24 Heures du Mans 2015

„Im Ziel sind alle Strapazen vergessen“

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Die 24 Stunden von Le Mans sind für Dempsey Proton Racing und Abu Dhabi Proton Racing das wichtigste Rennen des Jahres. Pure Faszination und harte Arbeit. „Le Mans ist die größte Herausforderung, die es in unserem Sport gibt“, sagt Teameigner Michael Ried, der auch für die gesamte Technik und die Renneinsätze verantwortlich ist. „Wir haben uns wie immer gut vorbereitet. Das Rennen kann kommen.“

_Q0R0127In der Proton-Box am Circuit des 24 Heures, auf dem die 83. Auflage des Langstreckenklassikers am 13./14. Juni ausgetragen wird, herrscht hektische Betriebsamkeit. Es läuft der offizielle Vortest, eine Art Generalprobe für das Rennen. Dafür sind alle Teams mit ihren kompletten Mannschaften angereist. Da auf der 13,629 Kilometer langen Strecke, die teilweise über gewöhnliche französische Landstraßen führt, sonst nicht getestet werden darf, nutzen sie diese letzte Gelegenheit, ihre Autos für das Rennen abzustimmen.

Mit fünf Lkw wurden die zwei Porsche 911 RSR von Dempsey Proton Racing (Startnummer 77) und Abu Dhabi Proton Racing (Startnummer 88) sowie die ganzen Ersatzteile für Vortest und Rennen nach Le Mans transportiert. Für die 24-Stunden-Jagd werden logischerweise weitaus mehr Teile benötigt als für einen normalen Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC, der nur sechs Stunden dauert. In Le Mans kann so viel passieren, da hat man nur dann eine Chance, wenn man wirklich auf alles vorbereitet ist.

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„Mit den Teilen, die wir dabei haben, können wir zur Not ein ganzes Auto neu aufbauen“, sagt Michael Ried. Besonders wichtig sind Karosserieteile, da es in Le Mans mit 56 Autos im Feld, vor allem auch in der Nacht, hart zur Sache geht. Auch komplett vermessene Achsen stapeln sich in der Garage. Das Material bleibt zwischen Vortest und Rennen ebenso in Le Mans wie ein Teil der Mannschaft, auf die bis zum ersten Freien Training trotz der guten Vorbereitung noch viel Arbeit wartet. Neben einem speziellen Kühlwagen für das Catering haben die Teams deshalb auch einen Sprinter mit nach Frankreich gebracht, der zur Not zwischen Vortest und Rennen auch mal zurückfährt und benötigte Teile holt. „Irgendwas“, sagt Michael Ried aus Erfahrung, „fehlt immer. Und dann muss es schnell gehen.“

Viel zu tun gab es für die Mechaniker schon in der Vorbereitung. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was sie beim Rennen erwartet. „Wir alle stehen am Samstag um 8 Uhr auf und gehen am Sonntagabend spät ins Bett“, sagt Michael Ried. Wie spät, das hängt natürlich auch davon ab, wie die zwei Porsche 911 RSR der Proton-Teams beim wichtigsten Rennen des Jahres abschneiden. 2010 konnte Michael Ried mit seinen Jungs einen Sieg feiern, im Vorjahr einen starken zweiten Platz. Das Ziel für die 83. Auflage des Klassikers formuliert sein Bruder Christian, in Personalunion Teammanager und Fahrer: „Wir wollen gewinnen. Das ist unser Ziel, dafür fahren wir Rennen.“

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Für dieses Ziel werden alle ihr Bestes geben, natürlich auch die Fahrer. Den 911 RSR mit der 77 teilen sich Patrick Dempsey, Patrick Long und Marco Seefried, den mit der 88 Christian Ried, Klaus Bachler und Khaled Al Qubaisi. Jedes Auto wird von einer eigenen Boxencrew betreut, die jeweils aus zehn Mechanikern, einem Renningenieur und einem Dateningenieur besteht.

Zu den faszinierendsten Momenten eines Langstreckenrennens gehören die Boxenstopps, auch wenn sie bei einem 24-Stunden-Rennen normalerweise nicht ganz so entscheidend sind. „In Le Mans gewinnst du nicht wegen guter Boxenstopps und du verlierst nicht, nur weil du vielleicht mal eine Sekunde liegen lässt. Du darfst nur keinen Fehler machen“, sagt Michael Ried. Boxenstopps werden die ganze Saison über immer wieder trainiert, entsprechend flink sind die Jungs von Dempsey Proton Racing und Abu Dhabi Racing, wenn es im Rennen darauf ankommt. „Unsere Mannschaften sind gut aufeinander eingespielt. Jeder weiß, was er zu tun hat. Die Fahrer wissen, dass sie sich auf ihre Crews verlassen können.“

Ans Limit gehen – das gilt bei den 24 Stunden von Le Mans nicht nur für die Piloten. Auch dem Rest des Teams, zu dem auch vier Köche und zwei Kellnerinnen gehören, wird so viel abverlangt wie bei keinem anderen Rennen. Doch Le Mans ist das wert, meint Christian Ried: „Wenn man bei diesem Rennen ins Ziel kommt, es womöglich sogar aufs Podium schafft wie wir im letzten Jahr, dann sind alle Strapazen ganz schnell vergessen.“